Vor dem Start der liop License Optimisation Days 2024, unserer Konferenz für Fachleute aus den Bereichen Software Asset Management (SAM) und IT Asset Management (ITAM), hatten wir die Gelegenheit, ein tiefes Gespräch mit dem FinOps Experten Erik Norman zu führen. Sein beruflicher Werdegang führte ihn von technischen Beratungen im Bereich der Gastronomie-Software zu seiner aktuellen Rolle als FinOps Konsulent, wo er sich auf die Schnittstelle zwischen technologischer Innovation und finanzieller Effizienz spezialisiert hat.
In unserem Interview bietet Erik Norman Einblicke in die komplexen Herausforderungen des SAM und ITAM und erörtert die strategischen Überlegungen, die Unternehmen angesichts der sich rasch verändernden technologischen Landschaft anstellen müssen. Mit seinem Vortrag auf den liop Days 2024, in der er speziell auf die Anwendung von FinOps-Prinzipien zur Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung in der Cloud eingeht, verspricht Erik Norman, wertvolle Impulse und Lösungsansätze für die täglichen und strategischen Herausforderungen zu liefern. Unser Gespräch gibt einen Vorgeschmack auf die tiefgehenden Diskussionen, die Teilnehmenden der Konferenz erwarten können.
liop: Können Sie uns zunächst einen kurzen Überblick über Ihre Erfahrung und Fachkenntnisse im Bereich Software Asset Management und IT Asset Management geben?
Erik Norman: Ich bin ein FinOps Konsulent mit technischem Hintergrund, daher liegt mein Focus in Sachen SAM und ITAM in der Verwaltung von Cloud-Ressourcen und Lizenzen. Bevor es Richtung Cloud und FinOps ging, war ich ein Berater für Software-Unternehmen im Gastronomie-Bereich, spezialisiert in der Übertragung von Bestellungen via Radio, d.h. Spitzengeschwindigkeiten von 1-2 KB/s unter Idealbedingungen. Das damals entwickelte “Flaschenhals-Denken” kommt mir heute noch zugute, da ich bei jedem potenziellen Flaschenhals Kosten mitrechnen kann und somit Anwendungen effizienter zu machen.
liop: Einführung in FinOps: Herr Norman, könnten Sie in einfachen Worten erklären, was unter FinOps zu verstehen ist und welche Hauptziele FinOps verfolgt?
Erik Norman: Anstatt die offizielle Definition zu übersetzen, erkläre ich gerne, wieso FinOps ins Leben gerufen wurde, das war ja nicht zum Spaß oder so. Es brauchte ein Rahmenwerk, um Leuten zu helfen, die damit überfordert waren, die traditionellen Praktiken und Prozesse mit der dynamischen Kostenstruktur der Cloud in Einklang zu bringen. Es war schnell klar, dass Jahres- und Quartalszyklen doch etwas zu statisch sind, wenn plötzlich die Kosten unkontrolliert nach oben schießen. Doch was kann man tun? Man kann schlecht einen Ingenieur vor den Monitor parken, der alle anrufen soll, wenn was passiert. Da müssen neue Prozesse her, Planungszyklen und Informationsaustausch angepasst werden usw. Dazu kommt, dass plötzlich alles, was kostet, während vorher in Datenzentren ein fast narrenfreier Umgang mit Ressourcen möglich war. Plötzlich werden alle mit Fragen konfrontiert, welche Ressourcen noch gebraucht werden und was man schnell machen kann, um die Kosten zu reduzieren. Die Lösung ist schnell gefunden, doch wie kann man festgefahrene Praktiken und alte Gewohnheiten umkrempeln, um zur Lösung zu gelangen? Das geht nicht auf einen Tag, die Änderungen ziehen sich quer durch die gesamte Firma durch. Genau da kommt FinOps zur Hilfe. Es ist vor allem eine kulturelle Praxis, denn farbenreiche Dashboards, die sich niemand ansieht, geistern in vielen Firmen herum.
Das langfristige Hauptziel von FinOps ist die Effizienz der Cloud-Anwendungen zu maximieren. Da reicht es allerdings nicht, Kosten zu senken, Kosten sind insofern irrelevant. Ansonsten würde ich vorschlagen, alles dicht zu machen, alle zu entlassen, 100% Kosten eingespart, wo ist mein Bonus?
Ich sehe FinOps als ein Navigationssystem, das uns auf unserer Cloud-Reise begleitet, in Richtung datengesteuerter Entscheidungstreffung, um die Effizienz der Cloud-Anwendungen zu maximieren. Auf dieser Reise sind kurz- und mittelfristige Ziele wie Informationsaustausch, Motivation und Zusammenarbeit Pflicht-Etappen.
liop: FinOps-Reise: Sie sprechen von einer "FinOps-Reise". Können Sie uns anhand Ihrer Erfahrungen beschreiben, welche Schritte für eine erfolgreiche Adoption von FinOps essenziell sind und welche Stolpersteine es gibt?
Erik Norman: Effizientes Umgehen mit Cloud-Ressourcen ist ohne tiefliegende Änderungen im Unternehmen selten möglich; da muss Geschäftsführung und Management mit an Bord sein, sonst ist die Reise bald zu Ende. Das klingt nach “Bitte schnell die Cloud-Kosten unter Kontrolle kriegen, aber ja nichts ändern”. Wenn ich die Verantwortungsträger während der Verhandlungsphase nicht umstimmen kann, fange ich solche Projekte schon gar nicht an, da kommt nichts Gutes dabei raus.
Die größten Erfolge erziele ich immer mit Informationsaustausch, als erste Schritte geht es immer in Richtung Datenerfassung und Transparenz. Das ist nicht nur für Kosten wichtig: Viele Produktmanager freuen sich über detaillierte Kostenberichte und Performance-Metriken. Somit können sie bewusste Entscheidungen bzgl. Preissetzung und Marktführung treffen, und gezielt Produkte und Dienstleistung weiterentwickeln. Dieser Vorteil lockt auch Cloud-Gegner und beratungsresistente Manager aus der Defensive, und plötzlich ist es kein Problem mehr, Informationen auszutauschen und was Neues zu akzeptieren.
liop: Herausforderungen: Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit im Bereich Software Asset Management und IT Asset Management?
Erik Norman: Persönlich sehe ich die größte Herausforderung bei der Verwaltung von Software-Lizenzen: kaum kennt man sich da aus, gibt es schon wieder ein paar Neuigkeiten, und man muss sich neu einlernen, beispielsweise bei Azure und BYOL. Allerdings kann man da auch sehr große Erfolge erzielen, wenn man Lizenzen optimiert und ohne jegliche Änderung in der Infrastruktur den Großteil der Lizenzkosten einsparen kann.
liop: Welche Best Practices empfehlen Sie Unternehmen, um ihre SAM- und ITAM-Prozesse zu optimieren?
Erik Norman: Ich optimiere nicht nur die Effizienz von Cloud-Ressourcen, sondern gern auch die Arbeitszeit der Beteiligten. Man kann in SAM und ITAM vieles automatisieren, da bleibt uns mehr Zeit und Energie für komplexere Aufgaben, die man eben nicht automatisch erledigen kann. Man fühlt sich dabei auch glücklicher, da die Arbeitszeit sinnvoller eingesetzt wird und man schneller ans Ziel kommt.
liop: Wie sehen Sie die Zukunft des Software Asset Managements und IT Asset Managements in Bezug auf neue Technologien wie FinOps und KI?
Erik Norman: Ich verwende oft und gerne KI, vor allem wenn es um große Mengen von Information geht, die in kurzer Zeit analysiert werden müssen. Beispielsweise bei Lizenzvereinbarungen kann KI große Hilfe leisten, die relevanten Änderungen und Neuigkeiten zu erkennen, dessen Auswirkungen zu beschreiben und letztlich auch mit Optimierungsvorschlägen helfen.
liop: Intersektion von ITAM und FinOps: Inwiefern überschneiden sich die Bereiche IT Asset Management und FinOps in der Praxis, und welche Synergien können Unternehmen aus dieser Überschneidung ziehen?
Erik Norman: Beide Disziplinen beschäftigen sich mit der Verwaltung von IT-Ressourcen, wobei FinOps sich ursprünglich auf Cloud-Ressourcen konzentriert. ITAM ist toll für Daten-Zentren, wo Ankauf und Verwendung von Hardware und Software in mehrjährigen Zyklen bewältigt wird, während in der Cloud plötzlich die Ingenieure die Kaufentscheidung treffen können und am Ende des Monats kommt halt ‘ne Rechnung. Die Synergien liegen hierbei, dass man ITAM- und FinOps-Initiativen sehr gut aufeinander abstimmen kann, und somit die volle Wertschöpfung der Cloud erreicht. Ansonsten kann es leicht passieren, dass man versucht, die Cloud wie ein Datenzentrum zu betreiben, und genau dann hat man die Nachteile beider Welten mit einer erhöhten Kostenstruktur.
liop: Langfristige Ziele: FinOps ist sicherlich kein statisches Konzept. Wie sehen Sie die langfristigen Ziele von FinOps in einer sich ständig wandelnden IT-Landschaft, und wie können Unternehmen sicherstellen, dass sie auf dem richtigen Weg bleiben?
Erik Norman: Man könnte sagen, das endgültige Ziel von FinOps benötigt kein FinOps mehr. Aber kaum nähert man sich dem Ziel, tauchen neue Produkte und neue Dienstleistungen auf, und somit auch neue Herausforderungen. Der Aufwand, da am Ball zu bleiben, ist deutlich geringer als beim Anfang der FinOps-Reise, da sind Dienste in der Form von “Fractional FinOps Lead” wie maßgeschneidert.
liop: Adoptionsstrategien: Abschließend würden wir gerne wissen, welche konkreten Strategien und Best Practices Sie Unternehmen empfehlen, die gerade am Anfang ihrer FinOps-Reise stehen und nachhaltige Erfolge erzielen möchten.
Erik Norman: Am Anfang ist Glaubwürdigkeit ein wichtiges Ziel, vor allem, wenn nur ein Junior FinOps-Practitioner im Einsatz ist. Das kann am besten durch Kostenreduktion erreicht werden, was bei nicht optimierten Cloud-Ressourcen nicht besonders schwer ist. Einen Teil der Kosteneinsparungen würde ich als Budget für FinOps-Initiativen verwenden, denn jetzt wirds spannend. Wenn man ab jetzt nur mehr Empfehlungen für Kostenreduktionen an die jeweiligen Beteiligten schickt, wird man lange an der gleichen Stelle treten, denn solche Empfehlungen sind so effektiv wie Liebesbriefe. Es geht jetzt eher darum, die Leute zu motivieren und zu zeigen, was alles möglich ist und welche Informationen zur Verfügung stehen, um datengesteuerte Entscheidungen treffen zu können. Dann werden die jeweiligen Beteiligten auf das FinOps-Team zu kommen und sich beraten lassen.
liop: Wir danken Erik Norman für seine tiefgehenden Einblicke und wertvollen Perspektiven, die Sie im Rahmen dieses Interviews geteilt haben.
Für alle, die mehr über die Optimierung von Lizenzmanagement erfahren möchten und die Gelegenheit nutzen wollen, führende Experten wie Erik Norman live zu erleben, laden wir Sie herzlich zu den liop License Optimisation Days 2024 ein. Dieses Event findet vom 12. bis zum 14. Juni 2024 im Spreespeicher Berlin statt und verspricht, ein Zentrum des Austauschs und der Innovation zu sein.
Wenn Sie teilnehmen möchten, können Sie sich unter folgendem Link anmelden: Anmeldung zu den liop Days 2024. Alternativ können Sie sich das detaillierte Programm der Veranstaltung herunterladen und mehr über die geplanten Vorträge und Workshops erfahren: Download der Agenda der liop Days 2024.
Verpassen Sie nicht die Chance, Teil dieser einzigartigen Veranstaltung zu sein, die darauf abzielt, Wissen zu teilen, Netzwerke zu bilden und innovative Lösungen in der Welt des Lizenzmanagements zu fördern.